Mit 1530 Mitgliedern ist der SV Wilhelmsburg der große Sportverein auf der Elbinsel. In seiner heutigen Form ist er 2003 aus der Fusion der Vorgängervereine TSC Viktoria Wilhelmsburg/Veddel, TV Jahn Wilhelmsburg und WSV 93 entstanden.
Michael Leng (links) und Dirk Tatge führen den SV Wilhelmsburg.
Wilhelmsburg. Auf seinem Wappen gibt er sich älter: 1888 steht dort. In diesem Jahr wurde der TSV Veddel gegründet, der später im TSC Viktoria aufging.
Fehlendes Glück des Augenblicks, eine gewisse Zerstreuung über die weitläufige Elbinsel, eine sanierungsbedürftige Anlage am Vogelhüttendeich: Auf den ersten Blick dominieren beim SVW die negativen Aspekte. Wenn man genauer hinsieht, verziehen sich die Sorgenfalten. Der SVW ist nicht verschuldet, macht selten Schlagzeilen, bastelt in kleinen Schritten an der Zukunft. Gerade ist die Sanierungsoffensive der „Sportstadt Hamburg“ angelaufen.
Die Sportplätze Baererstraße, Kiesbarg, Alter Postweg, Jägerhof und an der Uwe-Seeler-Halle werden von Grand auf Kunstrasen umgewandelt. Da wäre der SV Wilhelmsburg gern dabei gewesen. 2008 wechselte der Stadtteil jedoch vom Bezirk Harburg zu Mitte, und aus war es mit der Aussicht auf einen schönen neuen Platz. Auch die IBA und IGS 2013 in Wilhelmsburg finden statt, ohne dass dabei für den SVW etwas drin gewesen wäre. Im Gegenteil: Dadurch werden Gelder gebunden, die der SVW gern für seine Sportanlagen am Vogelhüttendeich, Turnplatz und Karl-Arnold-Ring hätte.
„Wenn man nur zehn Prozent der IBA-Gelder nähme und in den Wilhelmsburger Sport steckte, wäre uns damit schon sehr geholfen“, sinniert Michael Leng, Zweiter Vorsitzender des SVW. Am meisten drückt den Verein der Schuh auf seiner zentralen Sportanlage am Vogelhüttendeich. Das mit dem Drücken darf man wörtlich nehmen. Das Grundwasser der Elbe drückt dort so durch, dass die zudem lang nicht mehr gewartete Drainage nicht mehr funktioniert. Folge: eine biotop-ähnliche Sportanlage, die im Prinzip von November bis März nicht benutzt werden kann. „Eigentlich müsste am Deich eine große Lösung mit einer Totalsanierung her, aber das ginge an die Millionengrenze“, so der Vorsitzende Dirk Tatge. So muss sich der SVW mit Kosmetik aus der „Bord-Apotheke“ behelfen.
Ein weiteres Problem ist die räumliche Zerstreuung auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Der Verein besitzt auch noch Sportstätten am Turnplatz und am Karl-Arnold-Ring. Ein Zusammenwachsen und eine Identitätsbildung der Mitglieder fällt da schwer. Und trotzdem kann man bei den Blau-Gelben stolz auf das Erreichte sein. Man ist gelebtes Multi-Kulti. Ausländerintegration ist kein Thema, weil das keine Frage ist. Die fehlenden Vandalismusschäden unterstützen die These von der gelungenen Arbeit.
Das Aushängeschild beim SVW ist der Frauen- und Mädchenfußball. Die „1. Damen“ spielt in der Verbandsliga Hamburg. Am 14. Mai steht sie im Pokalfinale gegen Bergedorf 85. In den Schlagzeilen ist der SVW selten. „Wir sehen das positiv, denn für uns ist Kontinuität in der Alltagsarbeit wichtig“, so Leng. Dazu gehören Initiativen und Kurse wie die Kindermaskerade oder der Seniorenstammtisch.
Kaj Mortensen
Quelle: http://www.han-online.de/Lokalsport/article71317/Kaum-Sorgen-auf-der-Insel.html