Der Wilhelmsburger Sportverein von 1893 (WSV 93) entstand durch die Fusion der drei Traditionsvereine „TSV Vorwärts von 1893“, dem“ Box- Club Wilhelmsburg von 1959“ und dem „Wilhelmsburger Fußballverein von 1909“ im Jahr 1972. Die Fusionsbemühungen aller größeren Wilhelmsburger Vereine im Jahr 1971 fanden nur in dieser „kleinen“ Fusion ihren Niederschlag.
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TSV Vorwärts von 1893
Die Anfänge des Turnens beim TSV Vorwärts waren zunächst mehr eine Art der Gymnastik auf dem Tanzsaal. Doch der Verein entwickelte sich rasant. Es wurden Abteilungen in Georgswerder, an der Eichenallee (heute Peter Beenck Str.) und auf Neuhof gegründet. Vor dem 1. Weltkrieg wurde auch das bekannte Trommler- und Pfeifercorps gegründet. Der Nachfolger dieses Corps ist der heutige Spielmannszug des SV Wilhelmsburg unter der Leitung des Ehepaars Zimmermann.
Zwischen den beiden Weltkriegen wurde das Sportangebot mit 8 Fußballmannschaften, mehreren Faustballmannschaften und 4 Schlagballmannschaften erweitert. Die Faustballmannschaft wurde sogar Deutscher Meister. Als Arbeiterverein mußte der Verein unter den Nationalsozialisten aufgelöst werden. Nach dem Krieg fanden sich aber wieder einige alte Mitglieder, um den Verein mit neuem Leben zu erwecken. Neben dem Turnen wurde wieder Boxen, Handball und Tischtennis angeboten. Die große Flut 1962 mit der Zerstörung der Hallen und Geräte versetzte dem Verein aber einen schweren Schlag. Viele Bewohner verließen das Reiherstiegviertel und so war die Basis für eine weitere Aufwärtsentwicklung weggebrochen und man entschied sich für die Fusion mit dem WFC 09.
Box- Club Wilhelmsburg von 1959
Im Jahr 1926 wurde nachweislich im “AC Jung Siegfried“ mit dem Boxen in Wilhelmsburg begonnen. In 1930 wurde im Fliegengewicht die Deutsche Meisterschaft errungen. Nach Ende des 2. Weltkrieges schlossen sich die überlebenden Boxer dem TSV Vorwärts 93 an. Die Gesellschaftssäle von Stüben im Vogelhüttendeich waren voller Zuschauer. 1948 errang Willi Riemann die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht. Gerd Rohn war von 1949 bis 1951 Hamburger Meister im Halbschwergewicht.
In 1959 machten sich die Boxer selbständig und gründeten den Box- Club Wilhelmsburg.
Die Wilhelmsburger Boxer waren auch weiterhin sehr erfolgreich: Reiner Jittler Hamburger Meister und Nationalstaffelboxer, Horst Petersen und Bernd Büschel wurden 1963 Hamburger Meister in ihren Klassen. Geboxt wird auch heute noch, auch wenn die spektakulären Erfolge zur Zeit nicht mehr zu verzeichnen sind.
Wilhelmsburger Fußball- Verein von 1909
(mit freundlicher Genehmigung von Peter Pforr)
Eine Handvoll junger Wilhelmsburger, der älteste gerade mal 20 Jahre alt, beschlossen auf einem Abendspaziergang im Juni 1909 der Langeweile ein Ende zu setzen und einen Fußballclub zu gründen, den es in Wilhelmsburg noch nicht gab. Ein Vereinslokal war schnell gefunden, das Variete von Albert Hans an der Neuhöfer Straße, später auch als „Bachmann“ bekannt. Der Spielplatz befand sich gleich gegenüber den Varietes, es handelte sich dabei um eine ungepflegte Wiese, die am Veringkanal auslief. Die Fußballregeln wurden gekauft, und Kenntnisse wurden sich bei Fußballspielen abgeguckt. Ein Name mußte her, angeblich lag im Hafen ein Schiff mit dem Namen „Pretoria“ so gab der Älteste von den Männern „Ede“ Sqorzellak dem Fußballclub den Namen „Pretoria“. Als Vereinsfarben wählte man schwarz und gelb. Wäschestützen mit einer Leine darüber wurden zu Toren, und mittels Besenstiele wurden die Seitenlinien markiert.
Noch im Gründungsjahr wurde Pretoria in den Bezirk Nordhannover eingegliedert, der seinen Sitz in Harburg hatte, und sich bis Uelzen erstreckte. Durch Vermittlung des Malermeisters Schuman kam man an einen zweiten Sportplatz, der sich hinter der Gaststätte „Posthof“ dem heutigen Restaurant „Athena“. Es war den Kickern aber immer noch nicht genug, sie wollten einen Sportplatz mit Vereinslokal, und so nahmen sie Verhandlungen mit dem Gastwirt Schulte auf, wegen eines Grundstückes, das an der Chaussee, der späteren Hindenburgstraße und heutigen Georg-Wilhelm-Straße, nördlich an sein Grundstück angrenzte. 1911 hatten sie ihren festen Platz, und das Gasthaus „Zum roten Hause“ Inhaber Ernst Schulte wurde ihr Vereinslokal. Es dauerte allerdings noch zwei Jahre bis der Platz bespielbar war, denn die jungen Männer waren auf sich selbst gestellt, ohne jegliche Hilfe.
1915 mußte nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges die Vereinstätigkeit völlig eingestellt werden.
1919 wurde der Fußball in Wilhelmsburg wieder erweckt. Wohl niemand dachte auch nur im Traum daran an die Wiederauferstehung des ersten Wilhelmsburger Fußballvereins. Und so kam es das August Erdmann, Felix Grobelny, Max Wittkowski und Franz Pahlke den alten neuen Verein „Wilhelmsburger Fußballverein von 1909“ in das Vereinsregister eintragen ließen.
Schwer hatte es der damalige Ligaobmann Josef Schreiber, denn von den 80 Pretorianern ließen 18 ihr Leben im Krieg. Soweit übermittelt standen nur zwölf Spieler zur Verfügung. Es handelte sich dabei um : Karl Mohr, (Gebrüder Lobert ?)Gebrüder Josuweit, Wawcziniak, Pahlke, Globisch, Weber, Koch, Zaworski und Zurek.
Im Jahre 1919/20 spielte der WFV in der B-Klasse, stiegen auf, und spielten 1920/21 in der IA-Klasse. 1922/23 spielte der WFV dann in der Liga Klasse des Kreises 5 Nordhannover, der höchsten Spielklasse.
Diese beiden Knaben-Mannschaften von W.F.V. 09, und Viktoria Wilhelmsburg bestritten am Freitag den 25. Juli 1924 das Vorspiel vor dem Liga-Spiel Union Altona und W.F.V. 09
Die Mitglieder Heinrich Carstensen und Max Drescher, beide von Beruf Steinmetz, schafften dieses Denkmal zum Andenken an die gefallenen Pretorianern im ersten Weltkrieg, daß am 27. Juli 1924 eingeweiht wurde.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Vereinslokal völlig zerstört, auch der Fußballplatz wurde stark beschädigt, er war von Bombentrichtern übersät. Aber auch diesmal, wie schon nach dem ersten Weltkrieg entschloß man sich nicht aufzugeben, man sammelte sich und es wurde wieder Fußball gespielt, wenn auch unter erschwerten Bedingungen, mit geliehenen Bällen und auf fremden Plätzen als Gäste.
Ein neuer Platz mußte her. Nach zähen Verhandlungen mit den Behörden bekam man schließlich doch noch einen Platz, besser gesagt eine tiefliegende nasse Wiese am Vogelhüttendeich am Assmankanal. Alle packten mit an, es mußten 40.000 cbm Trümmer aufgeschüttet werden, um den das Gelände 60 – 90 cm zu erhöhen. Am 2. August 1952 war es dann soweit, nach zweijähriger Bauzeit konnte der Platz eingeweiht werden, und das Einweihungsspiel gewann der WFV 09 gegen Sperber mit 5:0.
Nach dem Kriege Nullneuns erste Mannschaft, die in die höchste Hamburger Amateurklasse aufgestiegen ist. Von Links hinten : J. Schuster, J. Schreiber, W. Rade, L. Remplewitz, Ostrowski, Matzat, H. Honisch, Krause, Walczak, Gatz. Vorn : Gustavson, Romianowski, Greskewitz, Bernd Globisch und Manni Kass.
In der Nacht vom 16. zum 17. Februar brachte dann eine Sturmflut große Trauer über unsere Elbinsel und Hamburg. Über 300 Tote, davon 209 allein in Wilhelmsburg waren zu beklagen. Die Plätze von 09 sowie das schöne neue Vereinsheim standen tagelang meterhoch unter Wasser. Schlimmer waren nach dem Wasser aber angetriebene Trümmer und der Schlamm. Und wieder einmal haben die Nullneuner angefaßt, aufgeräumt und ein weiteres Mal neu begonnen.
1972 kam es zu einer kleinen Fusion zwischen dem Box Club Wilhelmsburg, Wilhelmsburg 09, und Vorwärts 93, von da an heißt der Verein Wilhelmsburger Sport Verein von 1893 (WSV 93).
Quelle: Peter Pforr